Vom beschaulichen Dorf Facheca im Valle de la Seta geht es gen Serrella-Massiv. Die Luft ist kühl, aber auch schon an die 25ºC. Wir passieren ein Waschhaus, treffen wenig später auf Forstarbeiter, die den Weg und zugewachsenen Bachlauf freischneiden. Schnell gewinnen wir an Höhe, zuerst glücklicherweise im Schatten, den Barranco del Moro rechter Hand. Der Pfad ist größtenteils mit Erde saniert. Sieht recht frisch aus. Der Pfad führt uns ins Herz der Serrella. Sie wird auch die alicantinischen Pyrenäen genannt. Eine Höhle, Cova de Bernat, zur rechten, die dem Vieh als Schutz diente. Ein Häuschen kommt in Sicht, von wo aus Wasserleitungen ausliegen, die Font (Quelle) del Cuquero. Praktischerweise gibt es auch einen Wasserhahn, von dem sich bedient werden kann. Es wurden neue Wanderschilder angebracht, mit QR-Code. Ausprobiert haben wir es nicht. Hier ist es saftig grün und die Felswände ragen zu beiden Seiten steil hoch.
Ab nun gibt es kaum mehr Schatten. Schafe sind an einem Hang unterwegs. Es dauert ein wenig, bis wir sie erblicken. Auch Wanderer mühen sich den steilen Pfad hinunter. Die Blumen werden bestaunt, wie auch ein Insekt. Könnte eine invasive Grillenart sein, jedenfalls gibt sie ähnliche Laute von sich. Fast über uns fliegen Raubvögel. Dann endlich die Gabelung zum Pla de la Casa. Hier kann ein guter Teil der Berge bereits gesichtet werden. Ein Nachbarberg ist der Malla del Llop. Ein steiler Abschnitt muß gemeistert werden und von oben die erste Belohnung, der Blick auf den Schneebrunnen. 13 m tief, 11,5 m an Durchmesser, aus dem 18. Jahrhundert. Das Dach existiert nicht mehr.
Jetzt erklimmen wir die letzten Höhenmeter, bis das Kreuz erreicht ist. Eine sagenhafte 360º Aussicht auf sämtliche Berge der Marina Alta und Baja. Tief unten blöken die Schafe. Hier oben wird gepicknickt, bis uns der kühle Wind vertreibt. Wieder vom Thron runter fällt eine Ausbuchtung auf. Dort hat sich mal ein Wachturm befunden. Unten angekommen, wird der Schneebrunnen betrachtet. Das Areal ist von einem Gitter umgeben, wegen Restaurierungsarbeiten. Hier sind überall die Stiefmütterchenpolster, ein autochthoner Busch.
Ein Stück auf der Hochfläche, bis es wieder heruntergeht. Die Felsenkulisse hat schon was. In der Ferne ist die Feuerwache der Serrella zu sehen. Nun wird es unangenehm. Loses Gestein und teils steil runter bis eine Fläche erreicht ist. Von dort aus dauert es nicht lange, bis das „Loch von Afrika“ bestaunt werden kann. Die Natur ist ein grandioser Baumeister. „Loch“ ist eigentlich nicht richtig. Damit sind fast die Höhepunkte dieser Wanderung abgearbeitet. Der See von Guadalest ist fast voll. Schade, dass es dunstig ist. So kommt die Farbe gar nicht zu Geltung.
Bergab nun zur Font Roja, dort wird der Wasservorrat aufgefüllt. Bei der Wärme ist das nötig. Hier wurde der Einstieg zum Pfad ausgebessert. Zu guter Letzt folgt die Höhenpromenade mit einigen Kletterabschnitten. Hier sollte keiner lang, der Höhenangst hat. Auf der Strecke kann nach einem steilen Abwärts noch ein alter romanischer Brunnen bestaunt werden, mit Wasserrinne. Hiernach geht es in Schlangenlinien am Berg entlang. Die Dörfer Tollos und Benimassot sind sichtbar. Leider auch immer noch die Brandspuren. Die Landschaft ist von Schluchten durchzogen. Cocentaina, Muro de Alcoy am Horizont zu sehen. Irgendwann wird auch Facheca sichtbar, jenes Dorf, von dem aus wir loszogen.
Allmählich merken wir die Muskeln, abwärts wird es deswegen fast unangenehm. Aber dann ist der Abstieg geschafft und das Dorf liegt vor uns. Eingekehrt sind wir in Benigembla, da das Restaurant in Famorca mittwochs geschlossen hat, wegen Besitzerwechsels. Dort haben wir uns verwöhnen lassen und hatten einen schönen Platz im Halbschatten.
Suscha Borchers