Gut gelaunt und fast pünktlich (der Wecker war schuld) starteten wir unsere Fahrt nach Bocairent, dem Dorf, wo die Felsen sprechen.…
Bocairent wurde in und auf den Felsen gebaut. Dank unserem Clubmitglied Gàbor Földy (hier nochmals herzlichen Dank) konnten wir den Ausführungen unseres ortskundigen, leider nur Spanisch sprechenden Reiseführers, folgen. Er machte uns mit vielen Einzelheiten der damaligen Bauweise und deren Gründen bekannt. Dank seiner erhöhten Lage konnten sich die Einwohner gut gegen eventuelle Eindringlinge verteidigen. Dazu beigetragen haben auch die labyrinthartig angelegten engen Sträßchen/Gässchen. Angreifer fanden sich darin nicht zurecht. Außerdem spendete diese kompakte Bauweise im Sommer Schatten und im Winter schützte sie gegen Wind und Wetter.
Unter kundiger Führung besuchten wir nacheinander den Plaza de Toros, der dieses Jahr sein 175. Jubiläum feiern kann. Diese Stierkampfarena, übrigens die älteste in der Comunidad Valenciana, besticht durch ihre Einzigartigkeit, ist sie doch fast komplett aus dem Felsen gehauen worden. Sie fasst ca. 3.750 Personen. Nach dem Einbruch der damaligen blühenden Textilherstellung wurde dieses Projekt ins Leben gerufen, um die vielen Arbeitslosen zu beschäftigen. Heute findet nur noch etwa 1x pro Jahr ein Stierkampf statt, dafür aber weniger blutige Anlässe, wie Konzerte, Feiern und andere kulturelle Veranstaltungen.
Nach der Stärkung in einem der vielen Cafés ging es weiter durch verwinkelte Gässchen bergauf und bergab, an der leider geschlossenen Kirche vorbei. Diese wurde übrigens auf den Überresten einer Moschee errichtet. An kleinen Brunnen am Wegesrand vorbei ging es weiter zu der Höhle Les Covetes del Colomer. Diese Höhle ist auch für nicht mehr ganz Junge gut zugänglich. Sie wurde zur Vorratshaltung und ebenfalls als Wachposten genutzt, bot sie doch einen guten Überblick auf die Umgebung. Alle Eindringlinge konnten von dieser hohen Warte aus leicht zurückgedrängt werden, sei es mit Steinwürfen oder auch durch Waffeneinsatz. Auf Fototafeln werden auch die Les Covetes dels Moros erklärt, die Höhlen, die man auf vielen Fotos sieht, den Felsen mit den vielen „Fenstern“. Diese sind sicher sehr sehenswert für Jüngere, Beweglichere – aber besonders für Kinder dürfte es ein Abenteuer sein.
Anschließend stand La Cova de Sant Blai – das Schneemuseum – auf dem Programm, mit einer Tiefe von 11m und einem Durchmesser von 7,7m. Ein imposantes „Loch“, wenn man bedenkt, dass auch dieses Werk vollkommen aus dem Felsen gehauen wurde. Als „Kühlschrank“ noch ein unbekannter Begriff war, wurde hier im Winter Schnee und Eis eingelagert, welches dann in der wärmeren Jahreszeit zur Kühlung von Lebensmittel benutzt und auch in die umliegenden Städte, ja sogar bis Gandia, verkauft wurde. Heute wäre die Eisherstellung wegen Schneemangels „dank Klimaerwärmung“ nicht mehr möglich.
Unterwegs durften wir noch regionale Produkte verkosten und natürlich auch gerne kaufen. Nach diesen kleinen Häppchen kam der richtige Hunger, also ab in ein hübsches Restaurant. Leider fiel der Hauptgang nicht gerade üppig aus…
Nach dem Essen bot sich noch Gelegenheit das Dorf auf eigene Faust zu erkunden. Die Zeit verging viel zu schnell und bald schon mussten wir die Heimreise antreten. Die als kleine Entschädigung für das dürftige Mittagessen gedachte Erfrischung unterwegs, ist mir – muss ich geknickt zugestehen – leider nicht gut gelungen. Bitte entschuldigt.
Mit vielen Eindrücken reicher kamen wir alle wieder in Denia an.
Zuletzt noch herzlichen Dank an unsere „Hoffotografin“ Elisabeth, die ganz tolle Bilder gemacht hat. Natürlich einen ganz speziellen und nicht minder herzlichen Dank an alle Mitreisenden, die diese Reise erst möglich gemacht haben. Es hat mir viel Spaß gemacht mit Euch unterwegs zu sein. Ich hoffe und freue mich bereits auf ein nächstes Mal.
Edith Domfe
Reiseleiterin