Es war ein nebliger Tag, der warm wurde. Eigentlich zu warm um ab 10 Uhr zu starten. Es hatten sich überraschend viele eingefunden. Da der Treffpunkt ungewöhnlich war, alle in der Kolonne hinterher. Erst auf einer Straße, die zu einem Feldweg wurde um dann in einen Pfad zu münden, der uns stetig bergauf brachte.
Die Seguili erstreckt sich von Benidoleig nach Orba, wird durch die weiteren Ortschaften Parcent und La Llosa de Camacho eingekreist. Die Wegweiser sind neu, seltsamerweise ist diese Wanderung nicht auf Webseite von Orbas Tourismusbüro präsent. Aber besser für uns. So hatten wir kaum Gegenverkehr bzw. die Natur für uns. Da auf der Straße kaum Verkehr herrschte, konnte die Stille genossen werden. Durch ein Wäldchen, durch die Feuchtigkeit roch es auch angenehm nach Wald. Manch einem schien es wie aus einem Märchen. Der Einsatz von Händen fehlte nicht und bald konnte die Aussicht über Orba, dem ehemaligen Gestüt und den Berg, Cavall Verd genossen werden. Der Nebel waberte über die Bergspitzen. Sehr diesig. Nach kurzer Verschnaufsstrecke bergab, im Zickzack durch das nächste Wäldchen steiler bergauf. Diesmal rutschig und erschwerend.
Vom Wäldchen auf die fast baumlose Hochfläche, wo der fast höchste und interessanteste Punkt vor uns lag. Auf der Hochfläche einige Ruinen, corrales, von Hand gemachte Aushöhlungen im Gestein, als Minitrinkwanne für das Vieh herhaltend, welches damals dort die Nacht in den intakten Unterbringungen verbrachte und morgens seinen Weg mit den Hirten in den Norden fortsetzte, wenn der Sommer im Süden alles austrocknete. Es wird davon ausgegangen, dass die Hirten sich dort trafen – für Handelsgeschäfte bzw. es mit der damaligen Transhumanz zusammenhing. Noch heute findet solch eine statt. Dabei geht es mit der Viehherde durch Madrid – diese Tradition soll nicht aussterben. Der Name der Seguili kommt aus dem arabischen Al-sahila, “ flach“ bedeutend. Ein weiteres Highlight etwas abseits des Hauptpfades: ein badall del Saboner, breiter tiefer Erdspalt. Der hatte trotz des vielen Regens kein Wasser.
Danach machte die Übersetzung der Seguili ihre Ehre – allerdings ist sie nicht 100% flach. Über kleine Mauern führt der Pfad zu einer weiten Fläche, der Tancat de Seguili, die teils von größeren Mauern ordentlich umrahmt sind. Gestrüpp und Sträucher mit Eicheln sind das Flora – Merkmal. Hier und da Wegweiser zu Brunnen (ohne Wasser) und Ruinen. An so einer Ruine hielten wir ein Picknick ab. Der schön geformte Brunnen zog einige der Wanderer an. Duftwolken von Blüten machten Appetit auf das spätere Essen.
Da der Nebel sich über den Bergen kaum lichtete, verzichtete ich auf einen Abstecher, von dessen Ziel weiter oben es keine gute Aussicht gehabt hätte. Der Pfad gut sichtbar und absteigend kam Orba in Sicht, auf der anderen Seite picobello die angelegten Terrassen aus längst vergangenen Zeiten. Einfach kolossal die Arbeit anderer aus einem anderen Jahrtausend. Die letzten Kilometer mußten auf Asphalt durch eine Urbanisation zurückgelegt werden.
Die Wanderung fand einen schönen Ausklang auf der Terrasse eines Restaurants im Schatten unter einem Blätterwald von Weinreben.
Suscha Borchers / Wanderleitung