Viele Täler findet man an der Costa Blanca, jedes hat seine eigene Geschichte und seine landschaftlichen Besonderheiten. Manche träumen im Dornröschenschlaf vor sich hin, manche sind in aller Munde. So wie das als „Kirschental“ weit über die Grenzen hinaus bekannte Vall de Gallinera. Es ist eingerahmt von den Bergzügen der Foradá und Almirall und bestand früher aus 20 maurischen Ansiedlungen. Nach der Vertreibung der Morisken, die acht Jahrhunderte das Landesinnere der Marina Alta bevölkerten, standen die Ansiedlungen und Gehöfte leer. Nach und nach wurden sie wieder neu besiedelt, doch etliche blieben für immer verwaist. Heutzutage besteht das Tal aus 8 Dörfern mit insgesamt 600 Einwohnern und ist ein echtes Wanderparadies. Dennoch hat sich seither nicht sehr viel verändert. Immer noch werden die Früchte auf den von den Mauren kultivierten Feldern geerntet und noch immer fließt das Wasser durch deren kunstvoll konstruierte Kanäle. Lediglich den Ruf des Muezzins hört man nicht mehr, denn die Moscheen mussten nach der Reconquista den christlichen Kirchen weichen.
Aber auch heute wie damals besteht jedes Dörfchen aus einem alten Ortskern mit engen maurischen Gassen. Unsere Wanderung führte durch drei dieser liebenswerten Orte und vermittelte uns auch diesmal wieder einen bleibenden Eindruck dieses hübschen Tales. Die Krönung fanden wir dann im Barranc de les Basses del Racó, wo wir die zum Weltkulturerbe zählenden Felsmalereien in einer 400 Meter hoch gelegenen Höhle besichtigen. Die Schöpfer dieser Skizzen waren Siedler, Bauern und Hirten, deren abstrakte Malereien den Namen Makrokunst erhalten haben. Sie stammen aus der Zeit vom 6. bis 3. Jahrtausend vor Christus und stellen Tiere, Jagdszenen oder Situationen des täglichen Lebens dar.
War der Aufstieg auch steil, so setzten wir doch unsere weitere Route über den Bergrücken fort. Hier erwartete uns nochmals am „Corral Tio Alberto“ mit maurischen Überbleibseln wie Dreschplatz, verfallenen Gebäuden und Corrals ein weiteres Highlight. Ein schöner Panoramaweg führte uns wieder zu unserem Ausgangsort Beniali zurück, wo sich der Kreis schloss. Ich hoffe, es war für alle eine beeindruckende Wanderung, die uns in nur 4 Stunden durch einige Jahrtausende der Menschheitsgeschichte geführt hat.
Ingrid Lechner
Vorschau: 21.11. Leichte Wanderung auf breiten Wegen vom Km 7 zur Feuerwache des Cocoll