Für unsere Herbstwandertage hatten wir diesmal Albarracín und seine herrliche Umgebung auserkoren. Albarracín liegt wie ein Adlerhorst hoch auf einem Felsplateau in 1170 m Höhe und ist eingebettet in eine malerische Landschaft. Die Kleinstadt in der Provinz Teruel und zur Region Aragon gehörend, wurde 2018 zum schönsten Dorf Spaniens gewählt.
Wir wohnten stilgerecht in einem alten Castillo und bei unserem Rundgang durch die engen Gassen wurden wir in die Zeit zurückversetzt, als die Uhren langsamer liefen oder es vielleicht noch gar keine gab. Denn ein Ort, in dem man schon vor 8000 Jahren menschliche Besiedelung nachweisen kann, hat einiges zu bieten. Albarracín liegt am Fluss Guadalaviar, und stieg unter der muslimischen Herrschaft zur Hauptstadt des Taifa-Reiches auf. Nicht von ungefähr erinnern deshalb die aus rötlichen Ziegeln gebauten Häuser mit ihren überhängenden Balkonen irgendwie an eine Medina, wie man sie in arabischen Ländern findet. Die Stadtmauern und Türme aus dem 10. Jahrhundert runden diesen Eindruck ab. Im Mittelalter lebten hier Muslime, Christen und Juden friedlich zusammen, man respektierte und tolerierte sich gegenseitig. Albarracín blieb bis zum Ende des 12. Jahrhunderts unter muslimischer Herrschaft, danach übernahmen katholische Herrscher die Macht. Neue Teile der Stadtmauer wurden gebaut und Festungen und Türme errichtet. Überall sieht man schräge Wände, kleine Fenster und kunstvoll gearbeitete Eingangstüren oder Tore, an denen künstlerisch gestaltete Türklopfer angebracht sind. Glücklicherweise ist es gelungen, den Ort bis heute so zu erhalten, wie er im Mittelalter entstanden ist.
Dem Naturfreund jedoch hat die grüne Umgebung von Albarracín noch viel mehr zu bieten. Das benachbarte Bergland ist ein idealer Lebensraum für die unterschiedlichsten Pflanzen und Tiere. Von den bewaldeten Bergen mit den sprudelnden Quellen, Bächen und Wasserfällen geht eine große Anziehungskraft aus. Wir bestaunten Steinböcke und vor allen Dingen die hier zahlreich beheimateten Gänsegeier. Überall findet man skurrile Felsformationen, meist aus dem roten Sandstein, dazwischen leuchten blaue Lavendelblüten.
Nach unserer einhelligen Meinung gebührt keiner unserer Wanderungen die Krone, alle waren auf ihre Art einmalig schön und kaum zu übertreffen. So bestiegen wir bei herrlichem Wetter den Peña Alta, mit 1850 m höchster Berg der Gegend, folgten auf schwindelerregenden Pfaden dem ungewöhnlich schönen Flusslauf des Rio Blanco, besichtigten Wasserfälle und die zum Weltkulturerbe gehörenden 6000 Jahre alten Höhlenmalereien Prado de Navazo. Und immer wieder ließ uns zwischendurch die ungewöhnlich schöne Färbung der Laubbäume die Fotoapparate zücken.
Ein absolutes Highlight war auch die Durchquerung des Barrancos del Hondo, wo wir uns auf schmalen Bergpfaden an steil abfallenden Felswänden unseren Weg suchen mussten. Obwohl diese Route nur schwindelfreien und trittsicheren Bergwanderern empfohlen wird, haben es alle unsere Mitwanderer mit Bravour, großer Freude und Begeisterung geschafft.
Es waren unvergessliche Tage bei herrlichem Wetter in einer ganz besonderen Gegend, die uns allen sicherlich in bester Erinnerung bleiben werden. Ich danke Gerth für seine großartige Unterstützung und meinen lieben Wanderfreunden für Ihre Disziplin, den perfekten Zusammenhalt und ihre immer währende gute Laune. Es war schön, mit Euch unterwegs zu sein.
Ingrid Lechner
Wanderleitung