Die zweimal Viertageswanderungen in Corona-Zeiten verlangten Voraussetzungen, die man so nicht erwartet hätte. Zunächst die Abstimmung mit dem Hotel – dürfen wir oder dürfen wir nicht kommen? Fast täglich änderten sich die Mitteilungen über Corona. Am Ende gab es grünes Licht und wir konnten fahren.
Unser Wandergebiet war diesmal etwas ganz Besonderes, nicht wie gewohnt an der Costa Blanca durch grüne Oasen, sondern wir liefen zwischen schwarzen Bergen. Bolnuevo, gelegen neben Mazaron in der Region Murcia. Dieses Gebiet war einst wohlhabend durch die verschiedenen Minen, die es hier gab, man baute Erze ab, bis es letztendlich nicht mehr rentabel war. Heute ist diese Gegend grün, weil es wohl inzwischen eines der größten Anbaugebiete für Gemüse in der EU ist. Köpfe werden hier in großen Mengen geerntet (Weiß- und Rotkohl), aber auch Salate, Tomaten, Paprika usw. sind dabei. Der Boden ist ertragreich, nur wie lange das Wasser noch reicht, ist die Frage. Es gab einen Regentag, so wie die Tropfen auf mein Hemd fielen, so trockneten sie wieder, ein Schirm war überflüssig.
Unser erstes Ziel war die Cala Percheles (Bucht). Am Abfahrtstreffpunkt einigten wir uns diesmal nicht in Kolonne zu fahren, alle fuhren mit GPS. Nach dreieinhalb Stunden kamen wir gut am Ziel an. Die erste Wanderung führte uns zunächst über einen kleinen Berg, später am Strand entlang nach Calnegre, einem kleinen Fischerdorf, wo uns ein leckeres Essen auf einer Terrasse erwartete. Es war eine willkommene Pause, bevor wir zurück zu unseren Autos wanderten und nach Bolnuevo fuhren. Dort besichtigten wir das Wahrzeichen des Ortes, eine von der Natur in Millionen von Jahren geschaffene Felswand mit Figuren und Strukturen, die einmalig sind. Nach dieser Überraschung fuhren wir zum Hotel. Das Einchecken – gut organisiert – war in Minuten erledigt. Beim Abendessen konnte man dann die ersten Kommentare hören; alle waren zufrieden mit den Zimmern und auch mit dem Essen.
Am zweiten Wandertag war unser Ziel die Feuerwache auf dem Ramonete. Sie zu erklimmen war kein Problem mehr, Strecke als Steigung, nur das letzte Stück ging steil nach oben. Die Wanderung führte uns an verfallenen Eisenminen vorbei, und dass es hier oben Eisenvorkommen gab, wurde jedem klar, nachdem er einen etwa faustgroßen Stein in die Hand genommen hatte, pechschwarz und um ein vielfaches schwerer als ein gleich großer normaler Stein. Oben angekommen war die Aussicht überwältigend. Am Ende der Berge konnte man bis zum Meer sehen. Die Frau in der Feuerwache hatte wg. Corona ein weiß-rotes Band gespannt, sodass keiner zu nahe kommen konnte.
Ein Abstieg durch die Vergangenheit stand bevor. Zunächst schlenderten wir durch einen etwas lichten Pinienwald, dann grüßten uns uralte, ganz gut erhaltene Gehöfte, wohl noch aus der Zeit der Mauren. Weiter unten dann nur noch Plantagen. Bevor wir im Hotel landeten, besuchten wir noch ein nettes Restaurant am Strand direkt vor dem Naturdenkmal.
Vor dem Abendessen traf man sich zu einer Plauderei und einem wohlverdienten Drink am Swimmingpool, eine wirkliche Idylle. Aber auch die Nacht bot noch so einiges, die Zimmer waren groß und für Partys gut geeignet.
Der dritte Wandertag begann am Cabo Cope. Es war eine Route immer parallel zum Strand mit schönen Buchten, in denen sich die Leute ohne Kleidung aufhielten. In leichtem Auf und Ab ging es unserem Ziel entgegen. Es war die Cala Blanca, und man staunte nicht schlecht, wir waren über einer Bucht mit weißen Felswänden angekommen, in die man unten am Strand Felswohnungen gehauen hatte. Einige davon hatten das Ausmaß von min. 30 qm. Wer sie in den Fels gehauen hat, ist bis heute ein Rätsel, jedoch weiß man, dass sie in der Neuzeit von Fischern bewohnt waren, die ihre Boote einfach auf den Strand gezogen haben. Zum Leben gehört auch Wasser und das holte man von einer Nuria (Brunnen mit Wasserrad), ca. 300 m entfernt von den Höhlen.
Der Rückweg war schnell geschafft, denn auch heute lockte eine Bar am Strand. Nach dem Abendessen war es dann auch schon wieder soweit, die Koffer zu packen. Der nächste Tag barg wieder eine Überraschung – aber auch die Abreise. Abschied von einem in allem sehr guten Hotel mit einem exzellenten Service. Vieleicht haben doch einige Wanderer darüber nachgedacht, noch einmal dahin zu fahren.
Der letzte Tag erforderte Konzentration und Fahrkönnen, denn die Anfahrt zum Cabo Tinoso – unserem Ziel – ist kurvenreich und lang. Entgegenkommende Radfahrer gefährdeten sich und uns in den Kurven. Wir waren alle erleichtert, als wir unversehrt oben angekommen waren.
Jetzt war das Staunen groß, zum einen über die tolle Aussicht auf die Hafeneinfahrt von Cartagena, zum anderen über die riesigen Kanonen, die man hier oben installiert hatte. Aber genau diesen Punkt hatte man im Jahre 1912 auserwählt, um die Hafeneinfahrt zu schützen. Man baute eine Festung, deren Geschütze eine Reichweite von 30 km hatten. Die Geschosse waren so schwer, dass sie mit einem Kran geladen werden mussten. Der Name dieser Riesenanlage ist „El Jurel“. Wir sahen nur was oben ist, nicht was noch alles im Berg verborgen ist. 1933 fand die Einweihung statt und 1993 wurde der Standort vom damaligen befehlshabenden General aufgelöst. Im Jahre 1997 wurde alles zum „Interesse Cultural“ erklärt und der Öffentlichkeit übergeben.
Genug der großen Kanonen fuhren wir nach Azohia, wo die Tische zum Mittagessen und Abschied nehmen reserviert waren. Vier schöne Wandertage waren zu Ende.
Wir alle bedauerten sehr, dass unsere Wandergruppen-Leiterin INGRID nicht bei uns sein konnte, wir hoffen auf ein baldiges fröhliches Wiedersehen beim Wandern in naher Zukunft.
Gerth R. Eichler