Starke Kontraste auf engem Raum machen den besonderen Reiz der Costa Blanca aus. So erhebt sich der mächtige Klotz der Bernia wie eine gewaltige Festung zwischen Marina Alta und Marina Baja. Scharf zeichnen sich die felsigen Konturen dieser Bergkette gegen den blauen Himmel ab und locken so manchen Bergwanderer hinauf in luftige Höhen. Ein gut markierter Rundweg führt um diesen Felsklotz, wobei man durch einen 20 m langen und nur 80 cm hohen Felstunnel kriechen muss. Diese Wanderung bleibt aber nur gut trainierten und nicht an Klaustrophobie leidenden Wanderern vorbehalten. Wer aber auf einfacheren Wegen ein eben so großes Wanderglück erleben möchte, für den ist die Wanderung zum legendären Fort geeignet. Diese Wanderung war bei herrlichem Bergwetter einmal mehr unser Ziel. Sind wir die Route auch schon öfter gegangen, begeistert sie uns Wanderer doch jedes mal wieder aufs Neue.
Unser Weg führte, vorbei an Wein- und Mandelplantagen sanft bergauf, wo die mit Wacholder- und Ginsterbüschen bedeckten Berghänge bis an die majestätischen Felswände der Bernia reichen. Nach 40-minütigem, genussvollem Steigen erreichten wir einen Sattel, wo sich die verdiente Verschnaufpause gut zu einer Rundumschau nutzen ließ. Die Abdeckungen der Níspero-Plantagen in Callosa glänzten in der Sonne und die hübschen Bergdörfer sorgten für ein postkartenreifes Panorama. Der Weiterweg führte dann als aussichtsreiche Höhenpromenade auf das Bergmassiv zu, wo uns am Ende ein holpriger Pfad zum Fort de Bernia in 800 m Höhe führte.
Dieses schwer einnehmbare Fort ließ Philipp II. im Jahre 1562 errichten, um mögliche Rebellionen der in den Bergen lebenden Morisken zu kontrollieren. Die Morisken waren zwangsgetaufte Mauren, die im christlichen Valencia heimlich noch ihrer Religion huldigten und deshalb im Jahre 1609 aus dieser Gegend vertrieben wurden. Leider wurde die Anlage im Jahre 1612 zerstört, aber dennoch wirkt sie, auch aufgrund ihrer exponierten Lage, noch immer äußerst fotogen.
Dies war ein herrlicher Platz für unsere Mittagsrast. Die Küste glänzte im Sonnenlicht und wie ein aufgeschlagenes Buch lag das Guadalesttal und die Bergkette von Puig Campana bis Sierra Aitana vor uns. Wir konnten uns kaum satt sehen, Idylle pur!
Der Abstieg war dann nur noch ein wohliges Schlendern, verbunden mit Vorfreude auf unser bestelltes Mittagessen, was wir auf der Terrasse eines urigen Lokals bei spanischer Gitarrenmusik von Herzen genossen.
Ingrid Lechner
Vorschau: 26.09. : Sella, Rundwanderung durch den Barranc del Arc