Manchmal ent­deckt man durch Zufall eine Gegend, von der man sofort weiß, dass man sich hier wohl füh­len wird. Eine Gegend mit einem beson­ders ver­träg­li­chen Klima, mit vie­len Quellen und Flüssen und einer herr­li­chen Vegetation. So erging es mir bei mei­nem ers­ten Besuch, doch wie ich merk­te, hat­ten die wenigs­ten schon ein­mal etwas von die­ser bezau­bern­den Sierra de Francia/Las Batuecas gehört. Das ani­mier­te mich zu die­ser Wanderwoche.

Die Sierra de Francia liegt in der Region Castilla/Leon /Extremadura und wur­de als geschütz­ter Naturpark von der UNESCO im Jahre 2007 zum Biosphärenreservat erklärt. Sie beher­bergt neben hüb­schen klei­nen Ansiedlungen auch fünf Dörfer, die mit dem Prädikat „pue­blos mas boni­tos de España“ aus­ge­zeich­net wur­den. Eines die­ser mit die­sem Prädikat aus­ge­zeich­ne­ten Dörfer ist das Örtchen Mogarraz, wo wir in einem Viersternehotel Quartier bezo­gen. In die­sem Örtchen mit sei­nem hüb­schen Kirchplatz schmü­cken die ein­zig­ar­ti­gen Gemälde der eins­ti­gen Besitzer und reli­giö­se Inschriften die uri­gen Häuserfronten.

Unsere Hinreise führ­te uns über Chinchon, die mit dem groß­ar­ti­gen Marktplatz unse­re Mittagspause zu einem klei­nen Kulturerlebnis mach­te. Als wir uns dann der Bergregion Sierra de Francia näher­ten, wur­den wir vom fri­schen Grün der Eichen- Kastanien- und Eschenwälder begrüßt und wähn­ten uns sogleich in einer ande­ren Welt. Die Bergdörfer mit ihren Fachwerkhäusern, die klei­nen engen gepflas­ter­ten Gassen, wo an jeder Ecke eine spru­deln­de Quelle zum Trinken ein­lädt, ver­sprüh­ten ihren eige­nen Charme. Frauen sit­zen auf den Treppenstufen vor ihren Häusern und sti­cken Decken oder klöp­peln fan­ta­sie­vol­le Spitze. Kleine Läden ver­kau­fen ein­hei­mi­sche Produkte, denn hier wächst fast alles was man sich den­ken kann. Trauben, Birnen, Äpfel, Pfirsiche, Feigen, Kirschen und  Wein. Das Wasser ist über­all, ein Garten Eden….

Da Verena aus per­sön­li­chen Gründen nicht wie geplant als Wanderführerin ein­ge­setzt wer­den konn­te, teil­ten Gerth und ich uns die täg­lich statt­fin­den­den unter­schied­li­chen Wanderungen auf, alles klapp­te vor­züg­lich und am Ende des Tages tra­fen sich die bei­den Gruppen mit gro­ßem „Hallo“ meist in einem hüb­schen Gartenlokal wieder.

Wir durch­wan­der­ten die gan­ze Sierra de Francia, ein­mal in der Extremadura, dann wie­der in Castilla Leon. Und jeder Wandertag hat­te sei­nen beson­de­ren Reiz und sei­ne eige­nen Höhepunkte. So bestie­gen wir auf einem Teilweg des Camino Santiago den 1727 m hohen Peña de Francia, wo wir neben der Klosterkirche mit der schwar­zen Madonna auch eine umwer­fen­de Aussicht genos­sen. Bis nach Portugal schweift der Blick, man erkennt die kas­ti­li­sche Hochebene und die gran­dio­se Sierra de Gredos. Man bewun­dert das Labyrinth von bizar­ren Bergformationen und möch­te immer mehr von die­ser ein­zig­ar­ti­gen Gegend erfahren.

Wir über­quer­ten Bergzüge mit herr­li­cher Aussicht und wan­der­ten ent­lang der quir­li­gen Flüsse, wo uns die Natur mit einer Blütenpracht ver­wöhn­te, die wir so nicht erwar­tet hät­ten. Lavendel in inten­sivs­tem Lila, gro­ße wei­ße Zistrosen, üppig blü­hen­der Weißdorn, gel­ber Ginster, Veilchen, duf­ten­de Obstbäume, all das ver­misch­te sich zu einer Farbkombination, die man so nur im zei­ti­gen Frühjahr und auch nicht über­all fin­det. Steinböcke, Rehe, Füchse, Adler und Geier ver­voll­stän­dig­ten das Bild einer intak­ten Bergregion.

Als beson­de­res Highlight bleibt uns allen sicher das roman­ti­sche Vall de Batuecas in Erinnerung, wo uns ein mit­ten zwi­schen Felsen gele­ge­nes Kloster, prä­his­to­ri­sche Höhlenmalereien und am Ende des Tales ein spru­deln­der Wasserfall erwar­te­te. Dabei muss­ten wir mehr­mals den quir­li­gen Fluss über­que­ren, was sich immer als klei­nes und lus­ti­ges Abenteuer her­aus­stell­te. Um die­ses idyl­li­sche Tal über­haupt errei­chen zu kön­nen, muss­ten wir Wanderführer ein Umsteigen in zwei klei­ne­re Busse orga­ni­sie­ren, denn die engen Straßen in die­sem roman­ti­schen Tal lie­ßen unse­ren Touristenbus nicht zu. Aber auch das war kein Problem und alles klapp­te wie am Schnürchen.

Will man sich alle Ortschaften anse­hen, wird man stän­dig aufs Neue über­rascht von fas­zi­nie­ren­den Ausblicken. Man fährt kilo­me­ter­lang durch Wälder mit uraltem Baumbestand, hört das Wasser rau­schen, sieht Esel und Maultiere vor­bei­zie­hen und bewun­dert die stei­len, nutz­bar gemach­ten ter­ras­sier­ten Berghänge. In den Dörfern wird man gegrüßt von einer freund­li­chen lie­bens­wer­ten Bevölkerung und fühlt sich sogleich wohl. Diese klei­nen Dörfer, die sich alle mit ihren inter­es­san­ten „Themenwanderungen“ prä­sen­tier­ten, waren eben­so Ziel unse­rer Wandertage.

Mirandar del Castañar, Villanueva del Conde, das tou­ris­tisch ange­hauch­te La Alberca, all das waren groß­ar­ti­ge Ausgangs- oder Endpunkte unse­rer Routen. Ein Busausflug in das 50 km ent­fern­te kul­tur­his­to­risch höchst inter­es­san­te Städtchen Ciudad Rodrigo dien­te der Wandergruppe als hal­ber Ruhetag und ließ uns tief in die Vergangenheit eintauchen.

Die schö­nen und son­ni­gen Tage gin­gen für uns alle viel zu schnell vor­bei. Am letz­ten Abend über­rasch­ten wir unse­re Gruppe mit einem regio­nal typi­schen Abendessen in einer uri­gen Bodega, was sicht­lich gro­ße Zustimmung fand. Auch die Heimreise mit einer Mittagspause in dem vom „Glanz der Monarchie“ gepräg­ten Aranjuez run­de­te unse­re Wanderwoche stil­voll ab.

Wir, Gerth und ich, dan­ken der lie­bens­wer­ten Wandergruppe für ihre Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und die all­seits gute Stimmung. Es macht immer wie­der Freude mit so einer homo­ge­nen Gruppe unter­wegs zu sein.

Ingrid Lechner

zu den Fotos

06. – 13. Mai 2018 – Wanderwoche in der Sierra de Francia
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