Wie heißt es so schön? Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Das dachten alle meine unentwegten Wanderer, die sich mit uns an diesem kalten Wintertag in Jalon trafen. Die Berge waren leicht überzuckert und die Luft frisch und rein. So starteten wir in Lliber zu unserer Mandelblütenwanderung. Eigentlich sollte sie uns heute über den Kamm der Sierra de Aixa führen, aber da wir des vorausgegangenen Regens kein Risiko eingehen wollten, planten wir spontan um. Sicherheit geht vor und Reservewanderungen haben wir immer im Gepäck.
So dominierte der quirlige Rio Gorgos auf dem ersten Teil unserer Wanderung. Wir wanderten entlang seines felsigen, mit Oleander begrünten Bachbettes, mussten ihn mehrmals durchqueren, bewunderten dabei einen tausend Jahre alten Algarrobo-Baum, bis wir durch einen wunderschönen Barranco aufsteigend den Collado de Senija erreichten. Hier lag uns das Vall de Pop mit den dahinter aufragenden weiß bedeckten Gipfeln wie eine Märchenlandschaft zu Füßen. Ein Stück auf dem neu geschaffenen Wanderweg „sendero de piedra y agua “ wandernd, fühlten wir uns mit der verschwenderischen Natur allein, genossen die wohltuende Stille und hatten dabei genügend Muße, die vielen mittelalterlichen Trockensteinmauern zu bewundern, mit denen man den bergigen Hängen Ackerflächen abtrotzte. Nach der Maurenvertreibung lagen die Felder lange Zeit brach, lebten aber nach der christlichen Neubesiedlung wieder auf. Man baute hier hauptsächlich Getreide an, später auch Wein, bis die Rebenkrankheit „Filoxera“ den Weinanbau hier zunichte machte.
Mittlerweile hat man resistente Rebsorten entwickelt, der Rebenanbau funktioniert wieder und die Trockenmauern betrachtet man einmal mehr als ein unverwechselbares und wertvolles Kulturgut. Dass dieser Rebenanbau wieder perfekt funktioniert, das bekamen wir auf dem letzten Teilstück unserer Wanderung zu sehen. Denn nicht umsonst wird die Gegend um Jalon als “ das Weintal“ bezeichnet.
Froh, zufrieden und mit der Gewissheit, wieder mal ein neue, urige und geschichtsträchtige Gegend erwandert zu haben, erreichten wir unseren Ausgangspunkt.
Ingrid Lechner
Vorschau 14. Februar: Leichte Mandelblütenwanderung am Fuße des Caball Verd