Wie schon zur Tradition geworden, beschlossen wir auch dieses Wanderhalbjahr wieder mit einer Buswanderung. Die bange Frage galt heute dem Wetter, wird es halten oder werden wir geduscht? Sah es auch in Denia noch sehr regnerisch aus, besserte sich das Wetter bei unserer Fahrt durch das Albaidatal zusehends. Als wir in Bocairent und letztendlich in der Sierra Mariola ankamen, hatten sich alle grauen Wolken verzogen und wir konnten frohgemut zu unserer Wanderung ins Mühlental des Vinalopó starten. Die Natur stand in voller Blüte, die Mohnblumen wetteiferten mit Heckenrosen, Ginster und duftenden Kräutern um die Gunst des Betrachters. Im Hintergrund grüßte der 1390 m hohe Montdúver, das Korn wiegte sich im sanften Wind, Vögel zwitscherten, Pferde wieherten…Idylle pur.
Erhaben und schon von weitem sichtbar blicken die Reste einer Maurenburg auf dieses grüne Tal. Es ist das Castillo de Vinalopó, das schon seit bald 1000 Jahren das Tal bewacht. Und dabei das unermüdliche Fließen des Flüsschens bewundert, der hier zu seinen Füßen entspringt, dem Tal seinen Namen gibt und in früheren Jahrhunderten zwei Mühlen mit dem kostbaren Nass versorgte. Die Mühlen stehen heute noch, dämmern still und leise im Dornröschenschlaf vor sich hin und verfallen langsam. Aber das Wasser fließt noch spritzig wie eh und je und zeigt keinerlei Ermüdungserscheinungen.
Dennoch bedauert man irgendwie, dass diese Mühlen dem Verfall preisgegeben sind und fragt sich, ob sie nicht das Recht hätten, als schützenswertes Kulturgut betrachtet zu werden. Versetzt man sich ein wenig in vergangene Tage zurück, kann man sich gut das hier herrschende lebhafte und geschäftige Treiben vorstellen. Denn diese beiden bis 1943 in Betrieb befindlichen Mühlen dienten zuerst der Textilherstellung, ab dem 17. Jahrhundert wurden sie als Mehlmühlen und ab 1781 als Papiermühlen betrieben.
Aber diese wenig erheiternden Gedanken vergaßen wir schnell wieder und freuten uns an den schönen, mit Blumen gesäumten Wanderwegen und dem Gezwitscher der Vögel. Als wir dann nach etwa vier abwechslungsreichen Wanderstunden in unseren Bus einstiegen, überraschten uns die ersten Regentropfen. Diese konnten uns nun nichts mehr anhaben und bei einem guten Essen in einem äußerst hübschen Restaurant ließen wir diesen besonderen Wandertag würdig ausklingen. Ein kleiner Wermutstropfen fiel dann dennoch auf diesen schönen Tag, als unser Wanderführer Gerth erklärte, dass er aus gesundheitlichen Gründen zum Ende des Jahres aufhören wird. Aber ich und wir alle hoffen, dass er uns noch auf diversen Wanderungen begleiten kann.
Ich wünsche unseren Wanderfreunden, auch im Namen von Verena und Gerth, einen wunderschönen Sommer mit vielen sportlichen Aktivitäten und freue mich auf ein fröhliches Wiedersehen im Herbst.
Und nicht vergessen: “ Wer rastet, der rostet!“
Ingrid Lechner