Voller Vorfreude starteten wir am frühen Morgen des 2. Juni zu unserer Wanderreise in die Pyrenäen. Der Bus war mit 60 Wanderfreunden bis auf den letzten Platz besetzt und die Stimmung bestens. Unsere Mittagspause in Zaragoza kann man zweifellos als erstes Highlight einer grandiosen Woche bezeichnen. Der Blick vom Ebro-Ufer auf die barocke Basilika del Pilar ist immer faszinierend und einzigartig. Sie ist nach den monumentalen Kirchen von Sevilla und Toledo die drittgrößte Kathedrale Spaniens und als Wallfahrtskirche seit Jahrhunderten ein Anziehungspunkt für Pilger aller Welt.
Danach fuhren wir voller Erwartung unserem gebuchten Dreisternehotel in Bielsa entgegen. Hier fühlten wir uns von Anfang an sehr gut aufgehoben und immer liebevoll umsorgt. Und manchmal genügen schon ein paar Stunden, um von einer Landschaft fasziniert und verzaubert zu sein. So erging es uns mit diesem Nationalpark, der seit 1997 zum Unesco-Weltkulturerbe zählt und durch schroffe Felsformationen und tiefe Schluchten besticht. Grüne Wälder erstrecken sich bis an die kargen Felswände, wo auch im Frühsommer noch der Schnee liegt. Schon Victor Hugo beschrieb dieses höchste europäische Kalkgebirge voller Begeisterung als ein „Kolosseum der Natur“. Die dichten Wälder bieten Bären, Wölfen, Gämsen, Steinböcken, Geiern und Steinadlern Zuflucht. Auch die vielen Gebirgsbäche ziehen die Tiere an. Denn ohne Wasser kein Leben und kein Grün! Deswegen muss man auch dort immer mal mit plötzlich aufkommenden Regenschauern rechnen.
So erging es auch uns, aber jedes Negative birgt auch etwas Positives in sich. Denn durch die kurzfristige Umplanung lernten wir hübsche kleine Orte wie Aínsa und Alquézar kennen, die zu den „pueblos mas bonitos de España“ zählen. Trotzdem kam das Wandern nicht zu kurz. Und wie schön war es für uns alle, diese herrliche Gegend auf Schusters Rappen zu erkunden. Für immer im Gedächtnis bleiben wird uns das Valle de Pineta, wo wir entlang eines monumentalen Wasserfalls ins ehemalige Gletschertal La Larri und zum Hochplateau La Estiba aufstiegen. Hier, wo man den schönsten Blick auf den 3349 m hohen „verlorenen Berg Monte Perdido“ genießt, wetteiferten weidende Kühe und Pferde mit Steinböcken und blühenden Wiesen um unsere Gunst. Die Fotoapparate wurden gezückt und wir genossen das unvergleichliche Ambiente und ein echtes Alpen-Aha-Gefühl in vollen Zügen. Unvergesslich war auch die schneereiche Route auf alten Saumpfaden hoch zur französischen Grenze, die „Genusswanderungen“ zum Wasserfall Valle de Barrosa, zum Bergdorf Tella, entlang des Rio Cinco und eigentlich alles was wir in dieser viel zu kurzen Woche erlebten.
Sehr schön war auch die Fahrt in den westlichen Tel des Ordesa ‑Massivs, wo wir im touristisch angehauchten Bergdorf Torla vor Beginn unserer Wanderungen im modernen Infozentrum über die Schönheiten dieses einzigartigen Gebirgsstocks ausführlich informiert wurden.
Mit etwas Wehmut nahmen wir nach diesen abwechslungsreichen Tagen Abschied von einer Pyrenäen-Gegend, die wir mittlerweile lieb gewonnen hatten. Unsere letzte Mittagspause in dem 1200 Jahre alten und von einem Castillo überragten Ort Daroca, versetzte uns zum Schluss noch ein wenig in die Vergangenheit zurück. Etwas müde, jedoch voll mit unvergesslichen Eindrücken verabschiedeten wir uns in Denia voneinander. Aber wir sehen uns wieder und die nächsten Highlights mit den Herbstwandertagen in Albarracin werfen schon ihre Schatten voraus.
Ich danke meinen Wanderführern Suscha, Gerth und Hubert von ganzem Herzen für ihre liebenswerte und großartige Hilfe und wünsche gleichzeitig allen Wanderfreunden einen wunderschönen Sommer. Es ist jedes mal wieder aufs neue schön, mit Euch unterwegs zu sein!!!
Ingrid Lechner
Wanderleitung